Hinter den Kulissen, Residenz München

Und was bringt das…? – warum Bild nicht gleich Bild ist.

Wenn nicht grade der Kampf mit den technischen Tücken der Blog-Software tobt, sind es derzeit vor allem die Arbeiten in der Grünen Galerie, die in der Residenz Museumsabteilung und Restaurierungszentrum in Atem halten.
Nachdem notwendige Sanierungsmaßnahmen weitgehend abgeschlossen werden konnten (näheres hierzu in den kommenden Beiträgen), steht nun die Wiederherstellung der originalen Gemäldehängung des mittleren 18. Jahrhunderts im Fokus. 

Vielleicht erhebt sich an dieser Stelle die Frage, inwieweit der hierfür notwendige Aufwand an Zeit und Geld gerechtfertigt ist.  Schließlich ist – flapsig gesprochen – in einer Galerie Bild letztlich Bild, hängt ein Großteil der oft zu allem Überfluss noch stark nachgedunkelten Gemälde doch sowieso außer Reich- und Blickweite. Außer einem allgemeinen Eindruck von Pracht und Fülle kommt meist erst mal gar keine weitere Information in Auge und Sinn des Betrachters an.

noch liegt vieles im Dunkeln - Staubschutz und Lüstereinhausung in der Grünen Galerie

 

Dass wir uns dennoch der Mühen unterzogen haben, begründet sich aus dem Wunsch, unseren Prunkraum nicht nur in seiner gold-grün schimmernden Schönheit dämmern zu lassen. Wir wollen ihn auch wieder in seiner einstigen Funktionalität erlebbar machen:
Im Zusammenspiel der wandfesten Ausstattung aus Stuck und vergoldeter Schnitzerei sowie der kostbaren Möblierung übermittelten die Gemälde ihrem Betrachter einst eine komplexe Botschaft. Im Kontext des aufwendig ausgestalteten Herrscherappartements, in dem jedes Requisit der umfassenden Inszenierung fürstlicher Macht diente, kam der genau kalkulierten Auswahl der Maler und Bildthemen, die Aufnahme in die kurfürstliche Gemäldegalerie fanden, hohe Bedeutung zu. Zusammen mit Geld und Politik sollte schließlich auch die Kunst (teils elegant verschleiert, teils unverhohlen) helfen, das Lebensziel des Bauherrn  – Kurfürst Karl Albrecht  (reg. 1726-1745) – Wirklichkeit werden zu lassen. Und dieses Ziel war ehrgeizig: Die  Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Es ging also um den höchsten Einsatz und die in der Galerie versammelten Kunstwerke sollten im Spiel helfen.
Die ursprüngliche, ab Oktober wieder sichtbare Auswahl der Gemälde entstand also in einem spannenden Wechselspiel von Macht und Schönheit. Um nachzuvollziehen, wie Kunst und Kunstgenuss im Zeitalter von Barock und Absolutismus „funktionieren“ bietet die neue Grüne Galerie beste Voraussetzungen. Wie – dazu wollen wir in den folgenden Wochen immer wieder einmal „Lesehilfen“ anbieten.
Und nicht von ungefähr stellt sich zumindest uns beim Betrachten die Frage, welche Kunstwerke – nominell zweckfrei und nur dem ästhetischen Genuss dienend – heutige Schaltstellen der Macht schmücken.

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